Kanban-Lager
Was ist ein Kanban-System und wie funktioniert es in der Lagerhaltung?
Ein Kanban-System ist eine Methode zur steuernden Materialversorgung, die ursprünglich aus der Toyota-Produktionsphilosophie stammt. Entwickelt wurde sie von Taiichi Ohno, um einen reibungslosen, bedarfsgesteuerten Materialfluss sicherzustellen – ganz ohne unnötige Lagerbestände oder Wartezeiten.
In der Lagerhaltung funktioniert Kanban über sogenannte Kanban-Karten oder digitale Signale, die anzeigen, wann ein Artikel nachgefüllt werden muss. Der Grundgedanke: Ein Lagerplatz wird erst dann wieder befüllt, wenn Material entnommen wurde – das sogenannte Pull-Prinzip.
Grundprinzipien des Kanban-Systems nach Toyota und Taiichi Ohno
Das Kanban-System beruht auf drei wesentlichen Säulen:
Pull-Prinzip statt Push-Logik: Produktion und Logistik erfolgen verbrauchsgesteuert, nicht auf Vorrat.
Visualisierung: Informationen über Bedarf und Bestand werden sichtbar gemacht – klassisch durch Kanban-Karten, heute oft durch elektronische Systeme.
Standardisierung & Kontinuität: Kanban ist Teil einer kontinuierlichen Optimierung – Kaizen lässt grüßen.
Ziel ist ein flüssiger Materialfluss, der unnötige Lagerung, Überproduktion und Engpässe vermeidet.
Das Pull-Prinzip: Wie Kanban den Materialfluss steuert
Im Kanban-gesteuerten Lager wird nur nachgefüllt, wenn ein definierter Bestand unterschritten wird – etwa durch Entnahme aus einem Behälter. Dann gibt das System ein Signal: „Bitte Nachschub liefern!“
Der Nachschub erfolgt just-in-time und ist direkt an den Verbrauch gekoppelt. So bleiben Lagerkosten niedrig, während Versorgungsengpässe minimiert werden.
Unterschied zwischen Produktions-Kanban und Transport-Kanban
Produktions-Kanban steuert die Wiederherstellung des Lagerbestands durch interne Fertigungsaufträge.
Transport-Kanban löst eine Materialbewegung aus – etwa vom Lager zur Linie oder vom Lieferanten zur Produktionsstätte.
Beide sind Teil des gleichen Regelkreises, aber steuern unterschiedliche Produktionsstufen.
Welche Voraussetzungen sind für die Anwendung eines Kanban-Systems im Lager notwendig?
Nicht jeder Artikel eignet sich für Kanban. Voraussetzungen sind:
Kontinuierlicher Verbrauch (z. B. C-Teile, Schrauben, Normteile)
Stabile Prozesse
Überschaubare Variantenvielfalt
Geeignete Behälter und Regalsysteme
Definierte Mindest- und Maximalbestände
Ein funktionierendes Kanban-System setzt voraus, dass die Artikel und Behälter konsequent zugewiesen und gesteuert werden.
Geeignete Artikel und Behälter für die Kanban-Steuerung
Ideal sind:
Klein- und C-Teile
Verschleißmaterialien
Verbrauchsartikel mit kalkulierbarem Durchlauf
Die Behälter müssen standardisiert sein – ob Stapelbehälter, Sichtlagerboxen oder Paletten. Entscheidend ist, dass sie eindeutig identifizierbar und nachverfolgbar sind.
Umgang mit Bedarfsschwankungen und Variantenvielfalt
Kanban funktioniert am besten bei stetigem Bedarf. Für schwankenden Verbrauch oder hohe Variantenvielfalt braucht es:
Flexible Anpassung der Kanban-Mengen
Dynamische Skalierung der Lagerplätze
Gegebenenfalls eine Kombination mit anderen Steuerungsverfahren (z. B. MRP)
Vermeidung von Engpässen in Produktion und Logistik
Engpässe entstehen, wenn Nachschub nicht rechtzeitig eintrifft. Hier hilft:
Transparente Bestände
Klare Kanban-Regeln
Verlässliche Lieferantenintegration
Reserve-Behälter (Puffer-Kanban) als Notfallstrategie
Wie können Sie ein Kanban-Lager praktisch einrichten und optimieren?
Aufbau eines effizienten Regalsystems für Kanban-gesteuerte Lagerplätze
Ein Kanban-Lager ist meist zweistufig aufgebaut: Ein Vorratsbehälter hinten, ein Entnahmebehälter vorn. Sobald der vordere leer ist, wird der hintere genutzt – und ein Kanban-Signal sendet den Nachschubauftrag.
Dabei gilt: Jeder Artikel hat seinen definierten Lagerplatz, jede Bewegung folgt standardisierten Regeln.
Berechnung des optimalen Lagerbestands für Kanban-Artikel
Der Kanban-Bestand ergibt sich aus:
Verbrauch x Wiederbeschaffungszeit + Sicherheitspuffer
Beispiel: Wird ein Artikel 100 Stück pro Tag benötigt und der Nachschub dauert 2 Tage, ergibt das einen Mindestbestand von 200 Stück. Mit 20 % Sicherheitspuffer: 240 Stück, aufgeteilt in 2–3 Behälter.
Transparenz und dynamische Anpassung der Lagerbestände
Wichtig: Das Kanban-System ist nicht statisch. Veränderungen im Verbrauch, in der Fertigungskapazität oder bei Lieferzeiten machen eine Anpassung der Kanban-Mengen notwendig – das ist Teil der kontinuierlichen Verbesserung.
Welche Arten von Kanban-Signalen gibt es und was ist am effizientesten?
Manuelle Kanban-Karten: Handhabung und praktische Umsetzung
Das klassische System basiert auf physikalischen Kanban-Karten, die an Behältern befestigt sind. Wird der Behälter entnommen, wandert die Karte zur Nachschubquelle.
Vorteil: Einfache Umsetzung ohne IT.
Nachteil: Fehleranfällig bei vielen Artikeln oder hohem Tempo.
Elektronisches Kanban-System für mehr Effizienz in der Logistik
Digitale Varianten (z. B. über Barcode-Scanning, RFID oder ERP-Anbindung) bieten:
Schnellere Signalverarbeitung
Automatisierte Nachschubsteuerung
Bessere Analyse und Nachverfolgbarkeit
Gerade bei komplexeren Lagersystemen ist ein elektronisches Kanban effizienter und skalierbarer.
Wie verbessert ein Kanban-System die Effizienz zwischen Lager und Produktion?
Bestände sinken deutlich, weil nur bei Bedarf produziert oder geliefert wird.
Die Lagerverwaltung wird einfacher, da sich der Nachschub automatisch auslöst.
Produktionsstillstände durch fehlendes Material werden minimiert.
Die Transparenz steigt, da jederzeit ersichtlich ist, wo welcher Bedarf besteht.
Die Flexibilität steigt, weil das System schnell auf Änderungen im Verbrauch reagieren kann.
Welche Herausforderungen können bei der Implementierung eines Kanban-Systems auftreten?
Integration von Lieferanten in das Kanban-System
Lieferanten müssen:
Kanban-Signale akzeptieren
Just-in-Time liefern
Behälterkreisläufe organisieren
Fehlt die Bereitschaft oder Fähigkeit dazu, kann das System ins Stocken geraten.
Umgang mit vorgelagerten Prozessen und deren Optimierung
Auch vorgelagerte Prozesse - z. B. interne Fertigungsstufen oder Einkauf – müssen synchronisiert werden. Eine nicht abgestimmte vorgelagerte Produktionsplanung kann die Kanban-Logik aushebeln.
Kontaktieren Sie uns gerne, um die optimale Lösung für Ihre Anforderungen zu finden.
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FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Kanban-Lager
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Kanban in der Logistik ist ein bedarfsgesteuertes System, das den Materialfluss durch visuelle Signale steuert – meist über Kanban-Karten oder elektronische Signale. Ziel ist es, Lagerbestände zu minimieren, Lieferengpässe zu vermeiden und eine effiziente Nachschubsteuerung entlang der Lieferkette sicherzustellen. -
Ein Kanban-Lager ist ein nach dem Kanban-Prinzip organisiertes Lager, bei dem Artikel nur dann nachgefüllt werden, wenn der tatsächliche Verbrauch dies auslöst. Es basiert auf dem Pull-Prinzip, reduziert Überbestände und sorgt für eine strukturierte, transparente Lagerhaltung mit optimalem Nachschubprozess.
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Kanban in der Produktion bezeichnet ein steuerndes System, das Fertigungsaufträge vom Bedarf ableitet, statt sie zentral zu planen. Produktions-Kanban sorgt dafür, dass nur produziert wird, was tatsächlich benötigt wird – und das just-in-time. Ergebnis: Weniger Überproduktion, kürzere Durchlaufzeiten und mehr Effizienz im Produktionsprozess.